Grüne Technologie

Der Aufstieg des Solarmodul-Recyclings: 5 Unternehmen führen den Wandel an

Die Solarbranche boomt – doch mit Millionen alter Photovoltaik-Module steht eine neue Herausforderung ins Haus: nachhaltiges Recycling. Während Europa hier Vorreiter ist, drängen innovative Unternehmen weltweit auf den Markt. Wir stellen fünf Pioniere vor, die Technologien entwickeln, um Glas, Silber und Seltene Erden zurückzugewinnen – und so die Kreislaufwirtschaft revolutionieren.

Warum Solarmodul-Recycling zum Gamechanger wird

Allein in Deutschland fallen bis 2050 rund 4,4 Millionen Tonnen Solarabfälle an. Global könnten es bis 2050 sogar 78 Millionen Tonnen werden. Die Gründe:

  • Wachstum der Solarbranche: 402 GW installierte Leistung weltweit (2025)
  • Lebensdauer: Module halten durchschnittlich 25–30 Jahre
  • Rohstoffknappheit: Jedes Modul enthält bis zu 20 g Silber und 6 kg Silizium
Herausforderung Datenquelle
Globale PV-Abfälle bis 2050 60–78 Mio. Tonnen (IRENA)
Recyclingrate in Europa 85–95%
Wert pro recyceltem Modul 3–8 €

5 Unternehmen, die die Recycling-Revolution vorantreiben

1. Veolia (Frankreich) – Europas Recycling-Titan

Schlüsseldaten:

Kategorie Details
Standort Rousset, Südfrankreich
Kapazität 2025 4.000 Tonnen/Jahr
Technologie Mechanisch-thermische Aufbereitung
Besonderheit Exklusivvertrag mit PV Cycle France

 Veolia hat 2018 Europas größtes PV-Recyclingwerk eröffnet1. Die Anlage trennt über Siebe, Magnete und Laser bis zu 95% der Materialien – darunter 80% Glas und 95% Halbleitermetalle. Ein Modellbeispiel für geschlossene Kreisläufe: Das recycelte Silizium fließt direkt in neue PV-Zellen.

2. First Solar (USA) – Pionier der Kreislaufwirtschaft

Innovationen im Überblick:

First Solar recycelt pro Jahr Module mit bis zu 500 MW Leistung. Ihr Geheimnis: Ein patentiertes Nassätzverfahren, das Halbleitermaterialien 41-mal wiederverwenden kann. Das spart pro Tonne recyceltem Glas 1,2 Tonnen CO₂ gegenüber Neuproduktion.

3. Reiling Group (Deutschland) – Der Systemlöser

Leistungsstarke Prozesskette:

  • Testsysteme: Elektrische Sicherheitsprüfungen für Second-Life-Module
  • Zerkleinerung: Schredderanlagen mit 50.000 Tonnen/Jahr Kapazität
  • Trenntechnik: Wirbelstromscheider für Kupfer, Siebtürme für Glasfraktionen

Reiling setzt auf Industrialisierung: In Münster entstand 2023 Deutschlands erste Großanlage speziell für PV-Module. Das Ziel: Bis 2030 sollen 400.000 Tonnen deutscher Solarabfälle verarbeitet werden.

4. SunPower (USA) – Kreative Stoffströme

Ungewöhnliche Recyclingwege:

  • Kupferrückgewinnung: Wiedereinsatz in Tierfutter (Partnerschaft mit Cascade Eco Minerals)
  • Silber-Recycling: 100% Rückführung in Elektronikindustrie
  • Glasverwertung: Herstellung von Isoliermaterialien und Straßenmarkierungsperlen

Mit 85–100% Recyclingquote zeigt SunPower, wie sich Ökologie und Ökonomie verbinden lassen. Das Unternehmen kooperiert mit 12 zertifizierten Recyclern in den USA – ein Netzwerk, das jährlich 10.000 Tonnen PV-Schrott verarbeitet.

5. Trina Solar (China) – Der Technologie-Sprinter

Meilensteine 2024:

  • Weltneuheit: Erstes vollständig recyceltes Modul (645 W, 20,7% Wirkungsgrad)
  • Rohstoffkreislauf: 94% aller Produktionsabfälle im eigenen Werk recycelt
  • Patente: 37 angemeldete Recyclingverfahren, darunter Silizium-Rückgewinnung durch n-Typ-Kristallzüchtung

Trina setzt auf Automatisierung: Roboter demontieren in 8 Minuten ein Modul, Sensoren sortieren 99,8% reine Materialfraktionen. Bis 2026 plant das Unternehmen fünf Mega-Recyclinganlagen in Asien.

Die Zukunft des PV-Recyclings: Trends und Prognosen

Trend Auswirkung Marktpotenzial bis 2030
Robotergestützte Demontage Senkung der Kosten um 40% 120 Mio. €
Chemisches Lösen von Laminaten Steigerung der Silberausbeute auf 98% 45 Mio. €
KI-basierte Sortierung Recyclingquote über 97% 80 Mio. €

Laut Marktanalysten wird der globale PV-Recyclingmarkt bis 2025 auf 226 Mio. US-Dollar wachsen – bei jährlichen Wachstumsraten von 35%. Schlüssel dazu sind:

  • EU-Vorgaben: Seit 2018 WEEE-Richtlinie für PV-Module
  • Digitale Produktpässe: Ab 2027 Pflicht in der EU für Rückverfolgbarkeit
  • Forschungsförderung: 28 Mio. € EU-Mittel für RECYCLING-Projekte 2023–2026

Fazit: Vom Abfallstrom zur Rohstoffquelle

Die vorgestellten Unternehmen zeigen: Solarrecycling ist kein Nischenthema mehr, sondern milliardenschwerer Zukunftsmarkt. Mit Technologien, die heute schon 90% der Materialien zurückgewinnen, entsteht eine echte Kreislaufwirtschaft – gut für die Umwelt und ein Wirtschaftsfaktor mit 12.000 zukünftigen Jobs allein in Europa.