Vergleich der luxemburgischen CO2-Steuerpolitik mit der EU (2024)
Luxemburg und die Europäische Union verfolgen ambitionierte Klimaziele, doch ihre Ansätze zur CO₂-Bepreisung unterscheiden sich deutlich. Während Luxemburg auf eine national gesteuerte, progressive Steuererhöhung setzt, nutzt die EU ein marktbasiertes Emissionshandelssystem. Dieser Artikel vergleicht beide Strategien, analysiert ihre Wirkung und zeigt, wie sie sich ergänzen – oder konkurrieren.
Luxemburgs CO₂-Steuerpolitik: Transparenz und sozialer Ausgleich
Grundlagen und Ziele
Seit 2021 erhebt Luxemburg eine CO₂-Steuer auf fossile Brennstoffe wie Benzin, Diesel und Heizöl. Die Abgabe startete bei 20 € pro Tonne CO₂ und steigt jährlich um 5 € – 2024 liegt sie bei 35 €/t, bis 2026 soll sie 45 €/t erreichen. Die Einnahmen fließen je zur Hälfte in Klimaschutzprojekte und soziale Entlastungsmaßnahmen.
Sozialer Ausgleich durch Steuergutschriften
Um einkommensschwache Haushalte zu entlasten, führte Luxemburg 2024 den CI-CO₂ ein:
- Maximalbetrag 2024: 168 €/Jahr (bei Bruttoeinkommen ≤40.000 €)
- Berechnungsformel:
168 €−[(Jahreseinkommen−40.000)×0,0042]168€−[(Jahreseinkommen−40.000)×0,0042] - Beispiel: Bei 50.000 € Einkommen → 126 € Gutschrift.
Ab 2025 steigt der Maximalbetrag auf 192 €, die Entlastung bleibt jedoch auf Einkommen bis 79.999 € begrenzt.
Wirkung auf Verbraucher
Die CO₂-Steuer erhöht 2024 die Spritkosten um 1–2 Cent/Liter. Trotzdem bleibt Luxemburg ein
Tankziel für Grenzgänger:
Land | Benzinpreis (€/L, Dez. 2024) |
Luxemburg | 1,49 |
Deutschland | 1,68 |
Frankreich | 1,75 |
Die EU-Strategie: Emissionshandel und sektorale Ziele
EU-Emissionshandelssystem (ETS)
Das ETS reguliert 45 % der EU-Emissionen und deckt Industrie, Energieerzeugung sowie seit 2024 Teile der Schifffahrt ab. 2024 sanken die ETS-Emissionen um 5 %, vor allem durch weniger Kohle- und Gasverbrauch im Energiesektor.
Preisentwicklung und Zertifikate
- CO₂-Preis Q4 2024: 64–70 €/t
- Zertifikate 2024: 1,38 Mrd. Stück
- Ziel 2030: 62 % weniger Emissionen als 2005.
Neue Regeln für Schwerlastverkehr
Ab Mai 2024 gelten verschärfte CO₂-Grenzwerte für Lkw und Busse:
Jahr | Emissionsminderung (vs. 2019) |
2030 | 45 % |
2035 | 65 % |
2040 | 90 % |
Luxemburg vs. EU: Wo liegen die Unterschiede
Preismechanismus
Kriterium | Luxemburg | EU-ETS |
Steuer/Preis | Feste jährliche Erhöhung | Marktbasiert (Auktion) |
2024-Preis | 35 €/t | ~65 €/t |
Planungssicherheit | Bis 2026 festgelegt | Abhängig von Angebot/Nachfrage |
Sozialpolitik
- Luxemburg: Direkte Entlastung durch CI-CO₂.
- EU: Kein einheitliches Modell; Mitgliedstaaten müssen ab 2026 Klimasozialfonds einrichten.
Sektorale Abdeckung
- Luxemburg: Transport + Gebäudeheizung.
- EU-ETS: Industrie, Energie, Luftfahrt, Schifffahrt.
Herausforderungen und Zukunftsfragen
Ab 2027: EU-ETS2 für Gebäude und Verkehr
Luxemburgs nationale Steuer könnte mit dem EU-System kollidieren. Die EU plant ab 2027 einen CO₂-Preis für Gebäude und Verkehr, der potenziell über 100 €/t liegen könnte. Luxemburg sicherte sich durch die Festlegung auf 45 €/t bis 2026 eine Übergangsfrist.
Akzeptanz vs. Wirksamkeit
Trotz Steuergutschriften kritisiert die Luxemburger Beamtenkammer die CO₂-Steuer als „umweltpolitisch ineffektiv“. Die EU setzt hingegen auf Technologievorgaben – z. B. Zero-Emission-Busse bis 2035.
Globale Wettbewerbsfähigkeit
Luxemburgs Nachbarn wie Belgien und Deutschland passen ihre Steueranreize an, um Investitionen in grüne Technologien nicht zu verlieren. Die EU reagiert mit „Carbon Border Adjustments“ (CBAM), um klimaschädliche Importe zu verteuern.
Fazit: Zwei Wege, ein Ziel
Luxemburgs CO₂-Steuer bietet Planungssicherheit und sozialen Ausgleich, wirkt aber nur begrenzt auf Industrie und Energieerzeugung. Die EU setzt auf marktbasierte Instrumente und sektorale Regulierung, riskiert jedoch Preisschwankungen. Beide Systeme stehen vor der Herausforderung, ab 2027 synergiefähig zu werden – besonders, wenn der EU-ETS2-Preis die nationalen Modelle übertrifft.