FinanzenBankwesen

10 Fintech-Trends, die die Zukunft des Bankwesens in Europa prägen werden

Die europäische Finanzbranche steht vor einem radikalen Wandel. Neue Technologien, regulatorische Änderungen und veränderte Kundenerwartungen treiben Innovationen voran – von KI-gesteuerten Prozessen bis hin zu sekundenschnellen Zahlungen. Diese zehn Trends werden das Bankwesen bis 2025 und darüber hinaus maßgeblich prägen.

1. Open Banking und PSD3: Vom Nischenprodukt zum Mainstream

Open Banking wird 2025 weiter an Fahrt aufnehmen, besonders in Ländern wie Großbritannien und Deutschland. Bereits 2024 nutzten 13 % der digital aktiven Verbraucher und 18 % der KMUs in Großbritannien Open-Banking-Dienste – Tendenz steigend.

PSD3, die Nachfolgeregelung der PSD2, bringt ab 2025 strengere Sicherheitsvorgaben (z. B. starke Kundenauthentifizierung) und verbesserte APIs für nahtlosere Integrationen.

| PSD2 vs. PSD3 |
|———————————-|———————————-|
| PSD2 (2018): Datenfreigabe via APIs | PSD3 (2025): Stärkere Betrugsprävention |
| Fokus auf Zahlungsdienste | Einheitliche API-Standards EU-weit |
| Freiwillige Erweiterungen | Verbindliche Echtzeit-Zahlungen |

2. KI und Generative KI: Vom Chatbot zum Strategieberater

Künstliche Intelligenz durchdringt alle Bankprozesse:

  • Betrugserkennung: Algorithmen analysieren Transaktionen in Echtzeit und reduzieren False Positives um bis zu 40 %.
  • Generative KI: Erstellt personalisierte Finanzpläne, simuliert Marktszenarien und automatisiert Compliance-Checks.

Investitionen: Europäische Banken haben 2024 über 7 Mrd. € in KI-Technologien investiert – bis 2028 werden es 20 Mrd. € sein.

3. Sofortüberweisungen: Der neue Standard

Die EU-Verordnung für Echtzeitüberweisungen verpflichtet alle Euro-Zonen-Banken ab 2025, Transaktionen binnen 10 Sekunden zu bearbeiten – bei gleichen Gebühren wie herkömmliche Überweisungen.

Vorteile:

  • Für Unternehmen: Verbesserter Cashflow, geringere Transaktionskosten
  • Für Verbraucher: 24/7-Verfügbarkeit, keine Wartezeiten

4. Wero: Europas Antwort auf PayPal & Co.

Das pan-europäische Zahlungssystem Wero, entwickelt von 16 Großbanken (u. a. Deutsche Bank, BNP Paribas), startete 2024 in Frankreich, Deutschland und Belgien.

| Wero vs. Traditionelle Systeme |
|————————————-|———————————-|
| Registrierung: Telefonnummer | Registrierung: Bankdaten erforderlich |
| Gebühren: Niedriger als Karten | Gebühren: Bis zu 2 % pro Transaktion |
| Geschwindigkeit: <10 Sekunden | Geschwindigkeit: 1–3 Werktage |

Ziel: Bis 2026 sollen 80 % der EU-Bürger Zugang zu Wero haben.

5. Virtuelle IBANs: Schlüssel zur Automatisierung

Virtuelle IBANs revolutionieren das Zahlungsmanagement für Unternehmen:

  • Einsatzgebiete: Separierung von Zahlungsströmen, automatische Zuordnung von Eingängen
  • Beispiel: Deutsche Bank kooperiert mit Upvest, um virtuelle IBANs für Fintechs anzubieten.

Marktwachstum: Der europäische Markt für virtuelle IBANs wird bis 2027 auf 1,2 Mrd. € geschätzt.

6. Eingebettete Finanzdienstleistungen: Banking dort, wo Kunden sind

BNPL (Buy Now, Pay Later) und Embedded Lending boomen:

  • Deutschland: 26 % der Verbraucher nutzten 2023 BNPL.
  • KMU-Finanzierung: Plattformen wie Lieferando integrieren Kreditangebote von Fintechs wie Banxware.

Umsatzwachstum:

  • Pliant (Corporate-Kreditkarten): 133,5 % CAGR (2023–2025)
  • Gesamtmarkt Embedded Finance: 28 % jährliches Wachstum bis 2030

7. RegTech: Compliance meets Künstliche Intelligenz

Neue EU-Vorgaben wie DORA (ab Januar 2025) erzwingen Investitionen in Compliance-Automatisierung:

  • Lösungen: Echtzeit-Monitoring, Predictive Analytics, Blockchain-basierte Audits
  • Beispiel: Sirma’s RepXpress reduziert manuelle Compliance-Arbeit um 70 %.

8. Tokenisierung: Wenn Assets digital werden

Die Tokenisierung von Vermögenswerten (Immobilien, Rohstoffe, Forderungen) ermöglicht:

  • Fragmentierung: Kleinstinvestitionen ab 10 €
  • Liquidität: Handel tokenisierter Assets an digitalen Börsen
  • Use-Case: LBBW und Bitpanda bieten tokenisierte Unternehmensanleihen.

9. Nachhaltigkeit: Open Banking fürs Klima

Innovative Klima-Techs nutzen Open-Banking-Daten, um:

  • CO₂-Fußabdrücke zu tracken
  • Grüne Investitionen zu priorisieren
  • ESG-Berichte automatisch zu generieren

Beispiel: Pilotprojekte in Skandinavien kombinieren Kontodaten mit Emissionsdaten.

10. Partnerschaften: Banken + Fintechs = Win-Win

Kooperationen beschleunigen die digitale Transformation:

  • Deutsche Bank × Bitpanda: Krypto-Services für Privatkunden
  • Commerzbank × Pliant: Digitale Firmenkreditkarten
  • EPI-Initiative: 130 Banken entwickeln einheitliche Zahlungsstandards

Fazit: Die Bank von morgen ist unsichtbar

Finanzdienstleistungen verschmelzen nahtlos mit Alltagsprozessen – ob beim Einkauf, im Klimamanagement oder in der Unternehmenssteuerung. Wer 2025 wettbewerbsfähig bleiben will, muss auf KI, Echtzeitdaten und kooperative Ökosysteme setzen.