Digitalpolitik

6 Herausforderungen für die IKT-Regulierung in Österreich heute

Die Regulierung der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in Österreich steht vor komplexen Aufgaben. Digitale Innovationen, EU-Vorgaben und sich wandelnde Nutzerbedürfnisse erfordern kluge Lösungen – doch welche Hürden behindern aktuell eine zukunftssichere Regulierung?

1. Anpassung an EU-Richtlinien und globale Standards

Österreichs IKT-Regulierung muss sich ständig an EU-Vorgaben wie der Digital Services Act (DSA) oder der Artificial Intelligence Act (AI Act) anpassen. Diese Harmonisierung ist ressourcenintensiv und führt zu Spannungen zwischen nationalen Interessen und europäischen Zielen.

Beispiel:

Die Umsetzung des Barrierefreiheitsgesetzes (EAA-Transposition) bis Juni 2025 verlangt von Unternehmen Investitionen in zugängliche digitale Produkte. Für KMU kann dies eine finanzielle Belastung darstellen.

Herausforderung Auswirkung
Schnelle EU-Gesetzgebungszyklen Hoher administrativer Aufwand für nationale Gesetzgeber
Unterschiedliche Prioritäten Konflikte zwischen lokalen Bedürfnissen und EU-weiten Standards
Technische Harmonisierung Komplexität bei der Anpassung von IT-Systemen (z. B. EN 301 549-Compliance)

2. Cybersicherheit und wachsende Bedrohungen

Laut TÜV Trust IT nehmen Cyberangriffe in Österreich seit 2023 jährlich um 22 % zu. Gleichzeitig verlangen Regulierungen wie DORA (Digital Operational Resilience Act) ab 2025 robuste Sicherheitsframeworks für Finanzinstitute.

Praktische Hürden:

  • Kosten für Sicherheitstechnologien: Kleine Unternehmen scheitern oft an den Ausgaben für Firewalls oder KI-basierte Bedrohungserkennung.
  • Fachkräftemangel: Nur 34 % der österreichischen IT-Unternehmen verfügen über ausreichend Cybersecurity-Spezialisten.

3. Datenprivatsphäre vs. Innovation

Die DSGVO bleibt eine zentrale Herausforderung, besonders bei AI-Anwendungen. Der EU AI Act verlangt ab 2026 risikobasierte Kontrollen für KI-Systeme, was die Entwicklung neuer Technologien verlangsamen kann.

Interessenkonflikt:

  • Unternehmen: Fordern flexiblere Regeln für datengetriebene Innovationen.
  • Regulierer: Betonen Nutzerrechte und Transparenz (z. B. KI-Erklärungspflichten).

4. Digitale Kluft zwischen Stadt und Land

Trotz Breitbandausbau zeigen Studien des OECD Regulatory Policy Outlooks, dass 18 % der ländlichen Haushalte 2025 noch keine stabile Internetverbindung (>50 Mbit/s) haben. Dies behindert die Umsetzung von E-Government-Diensten oder Telemedizin.

Region Haushalte mit Hochgeschwindigkeitsinternet (2025)
Wien 98 %
Kärnten (ländlich) 76 %

5. Compliance-Kosten für KMU

Die FMA-Studie 2024 zeigt: 68 % der Kleinunternehmen halten IKT-Compliance (z. B. Accessibility- oder DORA-Vorgaben) für zu komplex. Gründe:

  • Fehlende Expertise: Interne IT-Abteilungen sind oft unterbesetzt.
  • Zertifizierungskosten: Eine EN 301 549-Zertifizierung kostet durchschnittlich €15.000–€30.000.

6. Balance zwischen Regulierung und Wettbewerbsfähigkeit

Strengere Vorgaben (z. B. NIS-2-Richtlinie) können Innovationskraft beeinträchtigen. Gleichzeitig investieren Nachbarländer wie Deutschland gezielt in digitale Sonderwirtschaftszonen – ein Standortnachteil für Österreich.

Lösungsansätze:

  • Förderprogramme: Subventionen für KMU-IT-Sicherheit (z. B. „Digitalisierungsbonus“).
  • Public-Private Partnerships: Kooperationen wie das AI Service Centre entlasten Unternehmen bei der Regulierungsumsetzung.

Fazit: Wege zu einer zukunftsfähigen IKT-Regulierung

Österreichs Regulierung muss agiler werden, um mit der Dynamik der Digitalisierung Schritt zu halten. Prioritäten sollten sein:

  1. Vereinfachte Compliance-Prozesse für KMU.
  2. Investitionen in Cybersecurity-Infrastrukturen (z. B. nationale CERTs).
  3. Klarere Leitlinien für AI und Datenethik.

Nur durch Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Forschung lässt sich die IKT-Regulierung fit für die Herausforderungen von 2025 machen.