7 regulatorische Instrumente, die Liechtenstein zur Steuerung des IKT-Wachstums nutzt
Liechtenstein hat sich als einer der innovativsten Finanzplätze Europas etabliert – nicht trotz, sondern wegen seiner klaren regulatorischen Rahmenbedingungen. Im Zentrum steht dabei die Balance zwischen technologischem Fortschritt und Risikominimierung. Dieser Artikel zeigt die sieben wichtigsten Instrumente, mit denen der Staat das Wachstum der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) strukturiert, sichert und zukunftsfähig gestaltet.
1. Digital Operational Resilience Act (DORA)
DORA ist das Fundament für die digitale Widerstandsfähigkeit im Finanzsektor. Die EU-Verordnung, die in Liechtenstein seit Februar 2025 verbindlich gilt, schafft einen harmonisierten Rechtsrahmen für alle Finanzunternehmen im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR).
Zentrale Elemente von DORA:
Bereich | Anforderungen |
IKT-Risikomanagement | Jährliche Stresstests, Dokumentation aller kritischen Systeme |
Incident Reporting | Meldung schwerwiegender Vorfälle innerhalb von 72 Stunden |
Drittanbieterrisiko | Due-Diligence-Prüfungen für Cloud-Dienstleister und IT-Partner |
Aufsicht | Finanzmarktaufsicht (FMA) erhält erweiterte Sanktionsbefugnisse |
DORA ersetzt fragmentierte nationale Vorschriften und reduziert Compliance-Kosten für grenzüberschreitend tätige Unternehmen um bis zu 30 %. Für Liechtenstein bedeutet dies eine stärkere Integration in den EWR-Finanzmarkt bei gleichzeitiger Erhöhung der Cyberresilienz.
2. Blockchain Act (TVTG)
Das Token- und VT-Serviceprovider-Gesetz (TVTG), bekannt als Blockchain Act, ist seit 2020 in Kraft und regelt die Token-Ökonomie rechtlich verbindlich.
Innovationen des TVTG:
- Rechtssicherheit: Token gelten als digitale Eigentumsträger (z. B. für Aktien oder Immobilien).
- Registrierungspflicht: Jeder Anbieter von Token-Dienstleistungen benötigt eine FMA-Lizenz.
- Technologieneutralität: Das Gesetz lässt Raum für zukünftige Technologieentwicklungen.
Über 150 Blockchain-Unternehmen haben sich seit 2020 in Liechtenstein angesiedelt – ein Beleg für die Attraktivität dieses Rahmens.
3. FMA-Richtlinie IKT-Sicherheit 2021/3
Diese Richtlinie der Finanzmarktaufsicht (FMA) konkretisiert den Umgang mit Cyberrisiken für Finanzintermediäre, die nicht unter DORA fallen.
Aktuelle Änderungen ab 2025:
- Meldepflicht: Cyberangriffe müssen innerhalb von 7 Tagen gemeldet werden.
- Risikokategorien: Neue Definitionen für „kritische IKT-Vorfälle“ und „Systemrelevanz“.
- Proportionalitätsprinzip: Kleine Unternehmen können vereinfachte Verfahren nutzen.
4. Cyber-Sicherheitsgesetz (CSG)
Das CSG setzt die EU-NIS2-Richtlinie um und schützt kritische Infrastrukturen wie Energieversorger oder Gesundheitswesen.
Schutzmechanismus | Umsetzung in Liechtenstein |
Risikoanalysen | Jährliche Audits für 23 definierte Sektoren |
Notfallpläne | Simulation von Cyberangriffen mit Behördenbeteiligung |
Strafen | Bis zu 2 % des globalen Jahresumsatzes bei Verstößen |
Das CSG wird 2025 durch eine Totalrevision an die steigende Bedrohungslage angepasst.
5. EWR-DORA-Durchführungsgesetz
Das nationale Gesetz ergänzt DORA um liechtensteinische Besonderheiten:
- Zuständigkeiten: Die FMA überwacht die Einhaltung.
- Strafbestimmungen: Geldbußen bis zu 500.000 CHF bei groben Verstößen.
- Übergangsfristen: Bestehende Verträge mit IT-Dienstleistern müssen bis 2026 nachjustiert werden.
6. Regulatory Laboratory der FMA
Das „RegLab“ der Finanzaufsicht beschleunigt die Zulassung innovativer Geschäftsmodelle:
- Sandbox-Ansatz: Testphase von 6–12 Monaten für FinTech-Startups.
- Coaching: Kostenlose Workshops zu Compliance-Themen.
- Schnellverfahren: Genehmigungen in 4–6 Wochen statt 3 Monaten.
7. Office for Digital Innovation (SDI)
Die Regierungsstelle vernetzt Unternehmen, Behörden und Forschungseinrichtungen:
- Förderprogramme: Bis zu 50.000 CHF Zuschuss für KI-Projekte.
- Innovationsindex: Jährliche Erhebung zur digitalen Reife von Unternehmen.
- Internationale Kooperationen: Mitgliedschaft in der EU Blockchain Partnership.
Fazit
Liechtenstein beweist, dass strikte Regulierung und Innovation kein Widerspruch sein müssen. Durch Instrumente wie DORA, TVTG und das Regulatory Laboratory schafft der Staat ein Ökosystem, in dem Technologieunternehmen sicher wachsen können – ein Modell, das international Schule macht.