Digitalpolitik

9 EU-Digitalvorschriften, die Deutschland jetzt umsetzt

Deutschland befindet sich mitten in einer digitalen Transformation. Die Europäische Union hat in den letzten Jahren zahlreiche Digitalgesetze und -richtlinien beschlossen, die das digitale Leben sicherer, transparenter und inklusiver machen sollen. Viele dieser Vorschriften müssen nun auch in Deutschland umgesetzt werden. In diesem Artikel stellen wir Ihnen die neun wichtigsten EU-Digitalvorschriften vor, die aktuell in deutsches Recht überführt werden – verständlich erklärt, mit praktischen Tabellen und konkreten Beispielen.

Einleitung: Warum neue EU-Digitalvorschriften?

Die Digitalisierung verändert Wirtschaft, Verwaltung und Alltag. Doch mit den Chancen wachsen auch die Herausforderungen: Datenschutz, Barrierefreiheit, faire Wettbewerbsbedingungen und der Schutz der Verbraucher stehen im Fokus. Die EU reagiert darauf mit neuen Gesetzen, die für alle Mitgliedstaaten verbindlich sind. Deutschland setzt diese Vorgaben nun Schritt für Schritt um und sorgt so für ein modernes, sicheres und faires digitales Umfeld.

1. Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)

Die DSGVO ist seit 2018 in Kraft und bildet das Fundament des europäischen Datenschutzrechts. Sie schützt die persönlichen Daten der Bürger und verpflichtet Unternehmen und Behörden zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Informationen.

Hauptpunkte der DSGVO Bedeutung für Deutschland
Schutz personenbezogener Daten Gilt für alle Unternehmen und Behörden
Rechte der Betroffenen (Auskunft, Löschung, Widerspruch) Bürger können ihre Daten einsehen und löschen lassen
Strenge Dokumentationspflichten Unternehmen müssen Datenschutz nachweisen
Hohe Bußgelder bei Verstößen Abschreckung und Anreiz zur Einhaltung

Die DSGVO ist das Vorbild für viele weitere Digitalgesetze und bleibt auch nach Jahren ein zentrales Thema für Unternehmen und Verbraucher.

2. Digital Services Act (DSA)

Der Digital Services Act (DSA) ist ein neues EU-Gesetz, das ab 2025 für mehr Sicherheit und Transparenz im Internet sorgen soll. Er richtet sich vor allem an Online-Plattformen, soziale Netzwerke und digitale Marktplätze.

Ziel des DSA Was ändert sich konkret?
Schutz der Nutzerrechte Plattformen müssen illegale Inhalte schneller entfernen
Transparenz bei Werbung Nutzer sehen, warum sie bestimmte Werbung bekommen
Stärkere Kontrolle über eigene Daten Nutzer können ihre Daten leichter exportieren
Strenge Regeln für große Plattformen Mehr Pflichten für „Gatekeeper“ wie Google oder Meta

Mit dem DSA wird der digitale Raum sicherer und fairer. Unternehmen müssen ihre Prozesse anpassen, um die neuen Pflichten zu erfüllen.

3. Digital Markets Act (DMA)

Der DMA zielt darauf ab, faire Wettbewerbsbedingungen im digitalen Markt zu schaffen. Große Internetkonzerne, sogenannte „Gatekeeper“, dürfen ihre Marktmacht nicht missbrauchen.

Kernelemente des DMA Auswirkungen auf Unternehmen
Verbot von Selbstbevorzugung Eigene Produkte dürfen nicht bevorzugt werden
Interoperabilität Dienste müssen mit anderen Anbietern zusammenarbeiten
Datenzugang für Wettbewerber Kleinere Unternehmen bekommen Zugang zu wichtigen Daten
Strenge Sanktionen bei Verstößen Hohe Strafen für Missbrauch der Marktmacht

Der DMA stärkt Innovation und Wettbewerb und gibt kleinen und mittleren Unternehmen neue Chancen.

4. Data Act

Der Data Act tritt am 12. September 2025 in Kraft und regelt den Zugang zu und die Nutzung von Daten in der EU. Ziel ist es, Daten fair und transparent nutzbar zu machen – für Verbraucher und Unternehmen.

Was regelt der Data Act? Beispiele
Zugang zu Gerätedaten Nutzer von Smart-Home-Geräten erhalten Zugriff auf ihre Daten
Datenportabilität Daten können leichter zu anderen Anbietern übertragen werden
Schutz der Datensicherheit Hersteller müssen Daten sicher speichern
Strenge Aufsicht Die Bundesnetzagentur überwacht die Einhaltung

Der Data Act eröffnet neue Geschäftsmodelle und stärkt die Rechte der Nutzer.

5. Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)

Das BFSG setzt die EU-Richtlinie 2019/882 in deutsches Recht um. Es verpflichtet erstmals auch private Unternehmen, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten.

Was ist neu? Für wen gilt das Gesetz?
Barrierefreie Websites und Apps Banken, Versicherungen, Online-Shops, Verkehrsbetriebe
Pflicht zur Erklärung zur Barrierefreiheit Unternehmen müssen über Barrierefreiheit informieren
Gilt ab 28. Juni 2025 Unternehmen mit mehr als 10 Mitarbeitenden

Barrierefreiheit wird so zum Standard für alle wichtigen digitalen Dienstleistungen. Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) dienen als Leitlinie.

6. EU-Richtlinie über barrierefreien Zugang zu Webseiten und Apps öffentlicher Stellen

Diese Richtlinie verpflichtet alle öffentlichen Stellen in Deutschland – von Behörden über Gerichte bis zu Universitäten – ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten.

Verpflichtete Stellen Anforderungen
Verwaltungen, Gerichte, Krankenhäuser, Bibliotheken Barrierefreie Websites und Apps
Pflicht zur Erklärung zur Barrierefreiheit Nutzer können Feedback geben
Überwachung durch Bundesstellen Stichproben und Beschwerden möglich

Die Umsetzung sorgt dafür, dass jeder Bürger Zugang zu digitalen Informationen und Services hat.

7. Gesetz zur digitalen Barrierefreiheit (BITV 2.0)

Die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) konkretisiert die Anforderungen an barrierefreie Websites und Apps in Deutschland.

Was regelt die BITV 2.0? Beispiele
Einheitlicher Begriff „Websites“ Gilt für Internet und Intranet
Sofortige Umsetzungspflicht Keine „schrittweise“ Umsetzung mehr
Überwachungsstelle für Barrierefreiheit BFIT-Bund prüft Einhaltung
Schlichtungsstelle für Beschwerden Nutzer können Verstöße melden

Die BITV 2.0 verweist auf die europäische Norm EN 301 549 und macht Barrierefreiheit zum verbindlichen Standard.

8. Neue Verbraucherschutzregeln für digitale Inhalte und Dienste

Seit Januar 2022 gelten in Deutschland neue Verbraucherschutzregeln für digitale Produkte und Dienstleistungen. Sie stärken die Rechte der Verbraucher beim Kauf von Software, Apps und digitalen Inhalten.

Neue Rechte für Verbraucher Was bedeutet das konkret?
Anspruch auf Updates Anbieter müssen Sicherheitsupdates liefern
Klare Informationspflichten Verbraucher erfahren, wie lange ein Produkt funktioniert
Einfachere Reklamation Mängel können leichter gemeldet werden
Schutz bei digitalen Verträgen Klare Regeln für Kündigung und Widerruf

Diese Regeln schaffen mehr Transparenz und Sicherheit beim Online-Kauf.

9. Stärkere Marktüberwachung und Sanktionen

Mit den neuen EU-Digitalgesetzen werden die Aufsichts- und Sanktionsmöglichkeiten deutlich ausgeweitet. In Deutschland übernehmen verschiedene Behörden die Kontrolle.

Zuständige Behörden Aufgaben
Bundesnetzagentur Überwacht Data Act, DSA, DMA
BFIT-Bund Prüft Barrierefreiheit
Datenschutzbeauftragte Kontrolliert DSGVO, DSA
Hohe Bußgelder Bis zu 50.000 Euro pro Verstoß beim Data Act

Die Behörden können Unternehmen zur Nachbesserung verpflichten und bei wiederholten Verstößen hohe Geldstrafen verhängen.

Fazit: Deutschland wird digital – fair, sicher und inklusiv

Mit der Umsetzung der neuen EU-Digitalvorschriften macht Deutschland einen großen Schritt in Richtung einer modernen, gerechten und barrierefreien digitalen Gesellschaft. Unternehmen, Behörden und Verbraucher profitieren von mehr Transparenz, Sicherheit und Teilhabe. Die neuen Gesetze setzen hohe Standards und sorgen dafür, dass das digitale Leben für alle besser wird.