Finanzen

8 wichtige Vorschriften, die die liechtensteinische Finanzindustrie prägen

Liechtenstein hat sich als stabiler und innovativer Finanzplatz etabliert – nicht zuletzt dank eines klaren regulatorischen Rahmens. Die Kombination aus EU-kompatiblen Standards, strengen Compliance-Vorgaben und flexiblen Anpassungen an neue Technologien macht den Standort attraktiv für Banken, Fintechs und internationale Investoren. Dieser Artikel erklärt die acht wichtigsten Vorschriften, die das Finanzökosystem des Fürstentums prägen.

1. EWR-Mitgliedschaft und EU-Regulierungsübernahme

Als Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) setzt Liechtenstein EU-Finanzmarktvorschriften zeitnah um. Dies garantiert vollen Zugang zum EU-Binnenmarkt und schafft Rechtssicherheit für grenzüberschreitende Geschäfte.

Wesentliche Aspekte:

  • Harmonisiertes Recht: EU-Richtlinien wie MiFID II (Finanzinstrumente) oder CRD IV/CRR (Bankenaufsicht) gelten direkt.
  • FMA als Aufsichtsbehörde: Die Finanzmarktaufsicht (FMA) überwacht die Einhaltung und arbeitet mit EU-Behörden wie der EBA zusammen.
  • Vorteile für Kunden: Schutz durch EU-Standards wie Anlegerschutz (MiFID II) und Einlagensicherung.
Regelung Zweck Geltungsbereich
EWR-Abkommen Marktzugang für Finanzdienstleister EU/EWR-weite Geschäfte
MiFID II-Umsetzung Transparenz bei Finanzprodukten Banken, Vermögensverwalter

2. Bankengesetz (BankG) und Bankenverordnung (BankV)

Das liechtensteinische Bankengesetz bildet das Fundament für die Tätigkeit aller Kreditinstitute. Es legt Lizenzierungsanforderungen, Eigenkapitalvorschriften und Risikomanagement-Standards fest.

Praktische Auswirkungen:

  • Lizenzpflicht: Jede Bank benötigt eine FMA-Genehmigung.
  • Basel III-Umsetzung: Strengere Eigenkapitalpuffer (Tier-1-Kapital ≥ 10,5 %).
  • Digital Banking: Erlaubnis für Fintech-Innovationen unter Einhaltung der SPG.

3. Sorgfaltspflichtgesetz (SPG) zur Bekämpfung von Geldwäscherei

Das SPG verpflichtet Finanzinstitute zur Identitätsprüfung von Kunden, Dokumentation von Vermögensherkünften und Meldung verdächtiger Transaktionen.

Schlüsselpflichten:

  • KYC (Know Your Customer): Erfassung von Passkopien und wirtschaftlich Berechtigten.
  • Risikobasierte Überwachung: Höhere Due Diligence bei Politically Exposed Persons (PEPs).
  • Meldepflicht: Verdachtsmeldungen an die FMA innerhalb von 24 Stunden.

4. Digital Operational Resilience Act (DORA)

Ab 2025 müssen Finanzunternehmen IT-Risiken systematisch managen. DORA zielt auf Ausfallsicherheit bei Cyberangriffen und klare Regeln für Cloud-Dienstleister.

Liechtenstein-Spezifika:

  • FMA-Richtlinien: Lokale Anpassungen für kleinere Banken.
  • Third-Party-Risiko: Verträge mit IT-Anbietern müssen Ausfallpläne enthalten.

5. MiFID II und MiFIR für transparente Finanzmärkte

Die Markets in Financial Instruments Directive (MiFID II) regelt Handelsplattformen, Anlageberatung und Kostenoffenlegung. 2022 beanstandete die EFTA-Überwachungsbehörde Liechtenstein wegen unzureichender Umsetzung von Transparenzvorgaben – mittlerweile wurde nachgebessert.

6. Basel III und CRR/CRD: Stabilität durch Eigenkapital

Die Kapitaladäquanzverordnung (CRR) verlangt von Banken ausreichende Eigenmittel zur Abfederung von Verlusten. Liechtenstein setzt Basel III seit 2014 um, zuletzt mit Anpassungen zur Abwicklungsfähigkeit (MREL).

7. Kryptowährungsregulierung: MiCAR und CARF

Ab 2026 gelten neue Meldepflichten für Krypto-Transaktionen (CARF). Parallel wird die EU-Kryptoasset-Verordnung (MiCAR) übernommen, die Stablecoins und Krypto-Dienstleister reguliert.

Regelung Ziel Betroffene Unternehmen
MiCAR Zulassung von Krypto-Börsen CASPs (Crypto-Asset-Service-Provider)
CARF Automatischer Steuerdatenaustausch Banken, Krypto-Plattformen

8. Automatischer Informationsaustausch (AEOI und CARF)

Liechtenstein tauscht seit 2016 Kontodaten mit über 100 Staaten aus (AEOI). Ab 2026 kommt das Crypto Asset Reporting Framework (CARF) hinzu, das Krypto-Transaktionen meldepflichtig macht.

Fazit

Liechtensteins Finanzindustrie operiert im Spannungsfeld zwischen strenger Regulierung und Innovationsförderung. Die acht Vorschriften zeigen: Der Standort setzt auf EU-Kompatibilität, Risikomanagement und Transparenz. Durch klare Regeln bleibt er attraktiv für traditionelle Banken und Pioniere der Blockchain-Ära.