Wie Österreich seine Biotechnologie-Forschung ausbaut
Österreich positioniert sich immer stärker als Innovationsmotor in der europäischen Biotechnologie-Branche. Mit strategischen Investitionen, gezielter Forschungsförderung und international sichtbaren Erfolgsprojekten treibt das Land den Ausbau dieses Zukunftsfelds voran. Dieser Artikel zeigt, wie öffentliche und private Initiativen gemeinsam die Biotech-Landschaft transformieren.
1. Rekordinvestitionen in Forschung & Entwicklung
Österreichs F&E-Quote erreichte 2024 mit 3,34 % des BIP einen historischen Höchststand – der dritthöchste Wert in der EU. Konkret fließen 2024 16,64 Mrd. Euro in Forschung, davon:
- 67 % aus der Wirtschaft
- 16 % durch ausländische Unternehmen
Beispielprojekte 2024:
Unternehmen | Investition | Schwerpunkt |
Novartis | 500 Mio. € | Biopharmazeutika-Produktion (Tirol) |
Ligand Pharmaceuticals | 104 Mio. $ | Übernahme von Apeiron Biologics |
invIOs GmbH | 4 Mio. $ | Krebstherapie-Forschung |
Diese Projekte schaffen hochqualifizierte Arbeitsplätze – allein Novartis beschäftigt 3.300 Menschen in Österreich.
2. Tirol: BioTech-Hotspot mit globaler Strahlkraft
Die Region entwickelte sich zum Epizentrum der Biopharmazie:
- Kundl: Neues Analytics Lab zur Optimierung biotech-Produktionsverfahren
- Schaftenau: Zellkulturanlage CC2Plus für monoklonale Antikörper
- Forschungsfokus:
- mRNA-Technologien
- Therapien gegen Krebs/Autoimmunerkrankungen
- Digitale Bioprozess-Analysen
3. Politik setzt auf vier strategische Hebel
Laut dem Maßnahmenpaket von Biotech Austria (2025-2027):
Finanzierungsmodelle:
- +5 % Investitionsquote von Pensionsfonds in Biotech-Startups
- Steuerbefreiung für Langzeitinvestoren (US-Vorbild)
Infrastruktur-Offensive:
- Kooperationen zwischen Standortagenturen (z.B. ABA) und Immobiliensektor
- Ausbau von Co-Working-Labs für Startups
Forschungsförderung:
- 14 % steuerliche Forschungsprämie für Unternehmen
- 50 Mio. € Bundesmittel für klinische Studien
Internationalisierung:
- Teilnahme an der ESIB 2024 (Graz)
- Biotech Summit Austria (Oktober 2024, Innsbruck)
4. Erfolgsgeschichte: Von der Forschung zum Markterfolg
Das Wiener Unternehmen Apeiron Biologics zeigt, wie Grundlagenforschung wirtschaftlich nutzbar wird:
- 2006: gegründet vom Genetiker Josef Penninger
- 2017: EU-Zulassung des Krebsmedikaments Qarziba®
- 2024: Übernahme durch Ligand Pharmaceuticals für 100 Mio. $
5. Universitäten als Innovationsinkubatoren
Österreichs Hochschullandschaft liefert entscheidende Impulse:
- Vienna Biocenter: Europas größter Life-Sciences-Cluster
- 1.270 Biotech-Patente (2020-2023)
- Kooperationsmodell:
6. Zukunftsfokus: Diese Technologien prägen 2025+
Bereich | Entwicklungsziele | Förderprogramm |
Gen-Editierung | CRISPR-basierte Therapien | Horizon Europe |
Künstliche Intelligenz | Drug-Discovery-Algorithmen | AWS Digital Innovation |
Nachhaltige Produktion | Biobasierte Chemikalien | Klimafonds Bioökonomie |
Fazit: Systematischer Ausbau durch Vernetzung
Österreich kombiniert gezielt staatliche Förderinstrumente, privatwirtschaftliches Engagement und akademische Exzellenz. Mit der Zukunftsstrategie Life Sciences und Initiativen wie der Forschungsprämie schafft das Land ein Ökosystem, das weltweit Talente und Investoren anzieht. Die Bilanz spricht für sich: 58 % Umsatzwachstum in der Biotech-Branche seit 2014 – Tendenz weiter steigend.