7 Lehren aus der deutschen 5G-Ausbaustrategie
Der 5G-Ausbau in Deutschland ist ein Lehrstück für effiziente Digitalisierungsstrategien – mit Erfolgen, Hürden und klaren Erkenntnissen. Dieser Artikel zeigt, was andere Länder und Netzbetreiber von der deutschen Herangehensweise lernen können.
1. Infrastruktur clever nutzen: 4G als Sprungbrett
Deutschland setzte von Anfang an auf die Modernisierung bestehender 4G-Masten für den 5G-Ausbau. Durch Dynamic Spectrum Sharing (DSS) wurden Frequenzen dynamisch zwischen 4G- und 5G-Netzen geteilt. Das beschleunigte die Einführung und senkte Kosten.
Vorteile dieser Strategie:
- Schnelle Abdeckung in ländlichen Gebieten
- Geringere Investitionskosten durch Nachrüstung
- Nahtloser Übergang für Endnutzer
Technologie | Abdeckung 2023 | Geschwindigkeit |
5G DSS | 77% (Fläche) | Bis 300 Mbit/s |
5G SA | 59% (Fläche) | Bis 1 Gbit/s |
2. Klare Ziele setzen: 90 % Flächenabdeckung bis 2025
Die Bundesregierung formulierte ambitionierte, aber messbare Ziele:
- 2025: 90 % der deutschen Fläche mit 5G versorgt
- 2026: Keine Funklöcher mehr auf Autobahnen/Bundesstraßen
- 2030: Flächendeckendes 5G Standalone (SA)
Diese Roadmap gab Netzbetreibern Planungssicherheit und trieb den Wettbewerb an.
3. Public-Private-Partnerships: Bund und Unternehmen im Team
Kooperationen zwischen Staat und Telekommunikationsunternehmen waren entscheidend. Beispiele:
- Gigabitstrategie 2022: 100 Maßnahmen für schnelleren Ausbau
- Förderung ländlicher Gebiete: Subventionen für Masten in unterversorgten Regionen
- Glasfaserausbau: Verdopplung der FTTH-Anschlüsse auf 2 Mio. bis 2022
4. Technologie-Offenheit: DSS und SA parallel
Deutschland vermied eine Festlegung auf eine einzige 5G-Variante:
- 5G DSS (Non-Standalone): Für schnelle Grundversorgung
- 5G SA (Standalone): Für Hochgeschwindigkeit und Industrie 4.0
Diese Dual-Strategie ermöglichte flexible Anpassungen an Nutzerbedürfnisse.
5. Nutzerdaten einbeziehen: Die Breitbandmessung
Die Bundesnetzagentur nutzte crowdsourcing über die Funkloch-App, um Schwachstellen zu identifizieren:
- 2022: 17 % 5G-Messpunkte
- 2023: 25 % 5G-Messpunkte
- Ergebnis: Gezielter Ausbau in weißen Flecken
6. Transparente Kommunikation: Akzeptanz schaffen
Der Dialog mit Bürger:innen wurde priorisiert, um Bedenken zu adressieren:
- Informationskampagnen zu Strahlungswerten
- Beteiligungsformate für Standortplanung
- Echtzeit-Karten zur Netzabdeckung
7. Frühzeitig Industrie einbinden
5G-Use-Cases für Unternehmen trieben die Nachfrage:
- Automatisierte Logistik: 5G in Häfen und Fabriken
- Landwirtschaft 4.0: Präzises Farming per Sensoren
- Telemedizin: Echtzeit-Datenübertragung
Tabellenübersicht: Meilensteine des 5G-Ausbaus
Jahr | Ereignis | Bedeutung |
2019 | Mobilfunkstrategie beschlossen | Grundlage für beschleunigte Genehmigungen |
2020 | 45.000 4G-Masten aufgerüstet | Basis für 5G DSS |
2023 | 90 % Fläche mit mindestens einem Anbieter | Meilenstein für ländliche Gebiete |
2025 | 90 % 5G-SA-Abdeckung geplant | Vorbereitung für IoT und Smart Cities |
Fazit: Was andere Länder lernen können
Deutschlands 5G-Strategie zeigt: Erfolg entsteht durch Mischung aus staatlicher Steuerung, technologischer Flexibilität und Nutzerorientierung. Die Kombination aus kurzfristigen Lösungen (DSS) und langfristigen Investitionen (SA) könnte zum globalen Modell werden.